Vor Jahren stolperte ich über ein Zitat von John Maxwell:

„Das Leben ist wie eine Taxifahrt. Ob du fährst oder nicht, der Taxameter tickt weiter“.

Das hat mich als gebürtige Kamerunerin verwirrt, da ich mich fragte, von welchem Taxameter der Autor wohl sprach. Da es für mich nicht wirklich wichtig war, ließ ich es auf sich beruhen.

Jahre später, als ich die Gelegenheit hatte, ins Ausland zu reisen und ein Taxi zu besteigen, dämmerte mir erst, was der Autor mit dem ununterbrochen tickenden Taxameter meinte. An diesem Tag machte ich eine meiner Entdeckungen: Ich erkannte, dass die Verkehrssysteme anderer Länder sehr unterschiedlich sind (in meinem Fall Kamerun und Kolumbien). Tatsächlich war die einzige Gemeinsamkeit, die ich sah, die Farbe der Taxis (gelb). 

Das hat mich dazu inspiriert, darüber zu schreiben, wie unser System der öffentlichen Verkehrsmittel in Kamerun funktioniert, wenn man sich innerhalb derselben Stadt von einem Ort zum anderen bewegt.

 

Fotocredit:  Kelly : https://www.pexels.com/de-de/foto/stadt-autos-verkehr-wahrzeichen-17290975/

 

U-Bahn, Bus, Straßenbahn? In Kamerun fährt man Taxi

In Kamerun wird der öffentliche Nahverkehr vorrangig mit zwei Verkehrsmitteln bestritten: Taxi oder Motorrad. Und das funktioniert so: 
Wenn wir hier in Kamerun ein Taxi oder ein Motorrad anhalten, geben wir ein Ziel an und nennen dem Fahrer den Preis, den wir uns leisten können bzw. gewillt sind zu bezahlen. Es besteht also die Möglichkeit, zu verhandeln und sich auf einen Preis zu einigen, den der Fahrgast zu zahlen hat. Es gibt zwar „Standard“-Tarife je nach Zielort, aber viele Faktoren sorgen dafür, dass diese variabel sind.

Verhandeln gehört zum guten Ton

Wenn du einfach in das Taxi einsteigst, ohne den Preis auszuhandeln, bedeutet das, dass du indirekt an den Preis des Fahrers oder den Festpreis gebunden bist. Das Gleiche gilt für Motorräder. Nehmen wir an, ich möchte zur Universität fahren und ich halte ein Motorrad mit einer Handbewegung an. Ich sage „200, Catuc“: 200 ist der Betrag, den ich zu zahlen bereit bin, und Catuc mein Ziel. Ist das für den Fahrer ok, hupt er und ich kann aufsteigen. Wenn es für ihn nicht passt, fährt er einfach weiter. In manchen Fällen wird der Motorrad- oder Taxifahrer seinen Preis nennen und Verhandlungsspielraum bieten. Wichtig zu wissen: je nachdem ob es Tag oder Nacht ist, variiert der Fahrpreis für die gleiche Strecke.  In der Nacht ist es meist etwas teurer. 

Fotocredit:  Kelly : https://www.pexels.com/de-de/foto/stadt-autos-verkehr-wahrzeichen-17290975/

The more the merrier

Ihr könnt euch also vorstellen, wie schockiert ich war, als ich in Kolumbien das erste Mal in ein Taxi einstieg und mein Begleiter keinen Preis verhandelte! Als wir einstiegen, betätigte der Taxifahrer einfach den Taxameter, von dem ich später erfuhr, dass er den Tarif festlegt. Und noch etwas, das mich verwunderte: in Kamerun ist es üblich, dass Taxis oder Motorräder zwischendurch stehen bleiben, um weitere Passagiere aufzunehmen (solange bis kein Platz mehr ist). Will man alleine in einem Taxi fahren, ist das zwar möglich, aber ein gutes Stück teurer. Der Preis hängt somit von mehreren Faktoren ab wie etwa Entfernung und Anzahl der Fahrgäste. Die 300 Frs, die ich alleine zahle, werden zu 500 oder 600 Frs, wenn ich mit jemandem unterwegs bin und so erhöht sich der Preis je nach Anzahl der Personen, dem Zielort und dem Verhandlungsgeschick der Personen. Taxis können bei uns 5-6 Personen befördern, Motorräder im Normalfall zwei, gelegentlich sogar drei.

Gibt es keine Busse oder Züge in Kamerun?

Falls du dich fragst, ob es denn wirklich keine anderen öffentlichen Transportmittel in Kamerun gibt: doch, natürlich gibt es die. Wir verwenden sie allerdings für andere Arten von Strecken. Busse fahren gemeinhin längere Überland-Strecken. Aber das ist eine ganz eigene Geschichte, die ich gern ein andermal erzähle. Und jetzt bin ich neugierig: wie bewegst du dich innerhalb deiner Stadt fort? 




Über die Autorin:

Mirabel ist Mitglied unseres City of Ubuntu Youth Teams und lebt in Yaoundé/Kamerun.